Wieder im Gespräch

Philippe Gilbert hat große Rennen für BMC gewonnen, doch nichts davon war so beeindruckend wie seine Siege bei der Flandern-Rundfahrt und Amstel Gold in diesem Jahr für Quick-Step Floors. Procycling hat mit dem Wallonen gesprochen und herausgefunden, wie der Tapetenwechsel ihn wieder in Bestform gebracht hat.

 

Philippe Gilbert sitzt auf dem Balkon seines Hotels und genießt den Ausblick auf die Schweiz an einem vollkommen stillen Samstagabend. Vor ihm spiegelt sich der Himmel im Vierwaldstättersee, Hügel in frischem Sommergrün und ein goldener Streifen der untergehenden Sonne. Ein weißer Dampfer mit einer riesigen roten Schweizer Flagge am Heck zieht vorbei; sein Kielwasser schwappt ans Ufer wie entfernter Applaus. Es ist der Abend nach dem Prolog der Tour de Suisse, und andere Quick-Step-Floors-Fahrer gehen zum Ufer, um vor dem Abendessen zu schwimmen. „Sechs Kilometer Radfahren und im See schwimmen“, sagt Yves Lampaert, der 26 Jahre alte Klassikerfahrer, fröhlich. „Das Leben eines Profis, was?“ Nach einer Weile nickt Gilbert uns zu, und 15 Minuten später kommt er die Treppe hinunter, gekleidet ins begehrenswerte Trikot des belgischen Meisters mit den Streifen eines früheren Weltmeisters an Ärmeln und Kragen. Er bestellt Bier und macht es sich bequem, mit dem Rücken zum Ausblick. Das Leben meint es zurzeit gut mit ihm. Der trendige Undercut, die lässige Körpersprache, das Geplänkel mit den anderen Fahrern und später das Herumalbern vor der Kamera sind die äußeren Zeichen eines Alpha-Männchens, dem das Leben Rückenwind beschert. „Mmm. Qualität“, sagt er nach einem tiefen Schluck Feldschlösschen. Es stellt sich heraus, dass Gilbert ein kleiner Feinschmecker ist. Er werde mit Nicolas Roche, der ebenfalls in Monaco lebt, nach Dublin fahren und das perfekte Guinness trinken, scherzt er. Hat er immer schon gerne ein Bier oder ein Glas Wein oder zwei getrunken? „Immer! Wenn nicht, wäre ich nach 15 Jahren nicht mehr mit derselben Motivation Profi. Das ist nicht möglich. Du siehst all die anderen Fahrer. Sie konzentrieren sich zwei, drei, vier – maximal fünf Jahre – und dann sind sie weg, sie verschwinden, weißt du. Aber wenn du eine lange Karriere willst, brauchst du ein Leben neben deinem Job. Es gibt einen Moment, um das Leben zu genießen, und einen Moment, um ernst zu sein. Du musst wissen, wann der Moment ist.“ Das Bier schadete nicht. Am nächsten Tag gewann Gilbert den Massensprint – sein fünfter Sieg in diesem Jahr.

2017 hatte Philippe Gilbert einen weiteren großen Moment in dieser langen und bereits erfolgreichen Karriere. Er gewann als erster Fahrer seit 37 Jahren Flandern und Amstel in einer Saison. So couragiert, wie er fuhr, erinnerten die Rennen – insbesondere das großartige 50-Kilometer-Solo bei der Flandern-Rundfahrt und der Sieg auf einem neuen Amstel-Kurs mit einem Riss im Nierengewebe – an seine vier Siege in zehn Tagen im Jahr 2009, die in seinem ersten Lombardei-Titel gipfelten. Oder natürlich an das ganze Jahr 2011. Fünf Jahre nach seinem fabelhaften Jahr 2011, das er mit 18 Siegen und einem Durchmarsch bei Amstel Gold, Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich – die Krönung seine Karriere – abschloss, war Gilbert eindeutig wieder da. „Es ist nicht so, dass ich nirgendwo war“, sagt der Wallone nachdrücklich über die fünfjährige „Lücke“ zwischen 2012 und 2016, die genau mit seinem sehr lukrativen Intermezzo bei BMC koinzidierte, das auf drei Millionen Euro im Jahr geschätzt wurde. „Es ist nur so: Wenn du ein großes Jahr hast wie ich 2011, erwarten alle, dass du wieder und wieder gewinnst.“ Irgendwie schienen seine Siege bei BMC – und es waren 19 inklusive einem Weltmeistertitel, seinem dritten Amstel und fünf Grand-Tour-Etappen – vom schieren Glanz dessen, was 2011 passierte, überstrahlt zu werden. Vielleicht war es eine Frage der Frequenz, wie Gilbert betont. Oft lagen lange Durststrecken zwischen den Siegen: So kam der erste und einzige Sieg im Weltmeistertrikot fast ein Jahr später bei der Vuelta 2013. Oder weil seine Art zu gewinnen, wenngleich sehr beeindruckend, eine besondere ist. Nicht umsonst haben ihm die Holländer wegen seines Amstel-Erfolgs den Spitznamen „Mr. Cauberg“ gegeben: wegen seiner Spezialität, sich bis zum Schlussanstieg zu verstecken und dann einen anaeroben Punch abzuliefern, der alle von seinem Hinterrad haut. Nicht zuletzt gab es schwierige Zeiten bei BMC – so brach er sich bei einer Auseinandersetzung mit einem Autofahrer und dem Beifahrer auf einer Trainingsfahrt im April 2016 einen Finger und verpasste die Tour-Auswahl jenes Jahres, obwohl er zwei Etappen des Giro gewonnen hatte. Er ließ seinen Frust, übergangen worden zu sein, an der Teamleitung aus, die sagte, er sei von einem Sturz beim Flèche noch verletzt gewesen. Doch Gilbert meint nachdrücklich: „Ich bin nicht hier, um über BMC zu reden.“ Entgegenkommend fügt er hinzu: „Es war einfach anders dort. Das ist Vergangenheit und ich bin zufrieden, dass ich hier bin, mit dieser Philosophie und Mentalität. Ich werde nie etwas Schlechtes über sie sagen.“

Gilbert hat laut Quick-Step-Manager Patrick Lefevere seinen Vertrag für ein Jahr selbst ausgehandelt. Trotz der Einwände von Lefevere, dass er sich ihn nicht leisten könne, machte Gilbert einen Vorschlag, bei dem das Gehalt eher gering, die Boni für Siege aber umso größer waren. „Ich mag Fahrer mit Ambitionen“, bemerkte Lefevere zufrieden, als Gilbert definitiv im Quick-Step-Trikot steckte. Noch bevor er sein BMC-Trikot Ende letzten Jahres ablegte, war Gilbert auf der Straße weitgehend sein eigener Herr. „Ich habe mehr alleine trainiert“, sagt er. „Ich habe fast das ganze Winterprogramm bis zum ersten Trainingslager alleine gemacht. Ich war sozusagen mein eigener Trainer.“ Offenbar hatten sich beide Seiten gefunden, und noch bevor er Flandern gewann, sagte Gilbert den belgischen Medien, er wolle seinen Vertrag mit dem Team um zwei Jahre verlängern. Für den belgischen Radsportfan vereinigte es den einzigartigen wallonischen Puncheur mit dem scheidenden König des flämischen Kopfsteinpflasters, Tom Boonen. „Ich glaube, wir gehen sehr ähnlich an die Rennen heran“, sagt Gilbert. „Sehr aggressiv, obwohl Tom sich mehr auf seinen Sprint verlassen konnte als ich. Aber wenn du ihn Rennen fahren siehst, so hat er immer versucht, allein ins Ziel zu fahren, selbst wenn er den Sprint hätte gewinnen können. Klasse, weißt du.“ Grundsätzlich gefällt ihm der Modus Operandi seines Teams. „Wir haben immer eine Chance, mit zwei Fahrern zu gewinnen, wir versuchen immer, etwas auf die Beine zu stellen“, sagt er. „Es ist nicht immer nur ein Fahrer, und so haben wir die Möglichkeit, schon früh anzugreifen, und wenn das nicht klappt, ist nicht das ganze Team am Arsch, weil immer jemand bereit ist zu kontern. Wir haben immer eine zweite Chance.“ Er greift auf seine Karriere zurück, um eine Parallele zu ziehen. „Es war das Gleiche bei Lotto mit André Greipel. Ich konnte angreifen und dann im Finale weniger machen, weil ich sagen konnte: Ich habe einen Sprinter hinten, wenn ihr durchkommen wollt – fahrt!“ Der ihm zugestandene Freiraum geht für den 35-jährigen Fahrer weiter. Er sagt jetzt, dass er nur „ein bisschen“ mit Tom Steels arbeitet, einem der Sportlichen Leiter von Quick-Step. „Ich bitte ihn manchmal um Bestätigung oder Ideen, aber ich mache fast alles selbst. Das mag ich“, sagt er lächelnd. „Wenn du dich im Training gut fühlst, dann fühlst du dich bereit für die Rennen, das ist ein großer Teil des Erfolgs“, sagt er weiter. „Wenn du dich bereit fühlst, ist es der halbe Sieg, weißt du, das hilft sehr. Als ich zum Team kam, kannte ich so gut wie alle, außer den Jungen. Auch die Mitarbeiter, und das machte es viel leichter. Auch die belgische Mentalität – als Belgier passt du einfach besser ins Team. Hier lieben sie die Klassiker.“

Gilbert hatte eine lange Affäre mit der Flandern-Rundfahrt: Vor diesem Jahr war er zweimal Dritter und einmal Neunter. Bei BMC fielen seine wiederholten Bitten, für das Rennen aufgestellt zu werden, auf taube Ohren, da das schweizerisch-amerikanische Team bei den Frühjahrsklassikern eine strikte Arbeitsteilung zwischen Gilbert und Greg Van Avermaet hatte: Gilbert für die Hügel, Van Avermaet fürs Kopfsteinpflaster. Bei der Flandern-Rundfahrt wurde diese Regel vor 2017 nur einmal gebrochen, im ersten Jahr ihrer Kohabitation. Gilbert ist ein Sammler. Dabei geht es ihm nicht um Quantität. Er ist eher daran interessiert, Lücken in seinem Palmarès zu füllen, als auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln. „Ich habe zu Beginn der Saison gesagt, dass mein Ziel klar ist: erst die Flandern-Rundfahrt, und dann gehe ich mit dem, was noch im Tank ist, in die Ardennen. Ich habe monatelang auf dieses Rennen hingearbeitet. Alle Opfer, die ich gebracht habe, waren für diesen Tag. Wenn du so hart für ein Rennen arbeitest, macht dich das auch stärker.“ Gilberts rot-gelb-schwarzes Trikot des belgischen Meisters war in diesem flämischen Frühjahr gut zu sehen. Er setzte beim Dwars door Vlaanderen ein erstes Ausrufezeichen, als er 75 Kilometer vor dem Ziel angriff und den Sprint einer Gruppe um den zweiten Platz gewann. Beim E3 attackierte er 65 Kilometer vor dem Ziel und dann erneut 40 Kilometer vor dem Ziel, womit er eine endgültige Selektion erzwang – wieder Zweiter. Auf der 1. Etappe der Drei Tage von De Panne dünnte er an der Muur 45 Kilometer vor der Linie das Feld aus, griff am zweiten Anstieg noch mal an und gewann als Solist. In den zehn Tagen vor Flandern fuhr er rund 185 Kilometer als Angreifer. „Immer in einer kleinen Gruppe, höchstens vier Fahrer, da holst du mehr aus dir heraus und arbeitest mehr“, sagt er. Als er sich bei der Flandern-Rundfahrt bei der zweiten Passage des Oude Kwaremont 55 Kilometer vor dem Ziel aus dem Staub machte – nachdem Quick-Step 40 Kilometer zuvor an der Muur schon einige Rivalen isoliert hatte –, hätten bei den anderen die Alarmglocken läuten sollen.

Gilberts anschließender Sieg begeisterte die Zuschauer wie lange nicht mehr. Es fühlte sich an, als hätte er einen vergessenen Aspekt seines Repertoires wiederentdeckt: die weit vor dem Ziel gestartete Soloattacke. Eine erste Kostprobe davon gab es bei der Dauphiné 2006, als er 35 Kilometer vor dem Ziel aus einer kleinen Gruppe heraus angriff und mit über fünf Minuten Vorsprung gewann. Es erinnert sogar noch mehr an seine 50-Kilometer-Attacke, mit der er Het Volk 2008 für sich entschied. „Mein bester Sieg bisher“, sagte Gilbert damals. Um auf seinen Flandern-Sieg zurückzukommen: Der Quick-Step-Fahrer berichtet, er habe auf den gewundenen Sträßchen des Rennens die ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass die Leute ihn siegen sehen wollten. „Ich war immer angriffslustig und bin wieder auf diese Weise gefahren. Ich glaube, sie haben sich gefreut, dass ich wieder da war“, fügt er hinzu. Auf den letzten 50 Kilometern hatte Gilbert durchweg zwischen 55 und 60 Sekunden Vorsprung auf eine Verfolgergruppe, die auf drei Fahrer geschrumpft war: Van Avermaet, Peter Sagan und Oliver Naesen. Gilbert berichtet von einem mentalen Kampf zwischen ihm und den Verfolgern. „Bei einem Abstand von einer Minute sehen sie dich vor der Abfahrt zum Kwaremont. Am Kwaremont wusste ich, dass sie mich nicht sahen, weil ich wirklich Vollgas gefahren bin, um zu versuchen, sie mental zu knacken. Ich wusste, wenn ich mit demselben Abstand aus dem Kopfsteinpflaster rauskomme, fangen sie an nachzudenken. Ich wusste, dass das Finale praktisch auf der Kuppe des Kwaremont war, also habe ich dort wirklich Vollgas gegeben. Und dann stürzten sie.“ In einem Rennen, das so viele Drehungen und Wendungen hatte wie die Strecke selbst, sollte der Sturz entscheidend sein, der dadurch verursacht wurde, dass Sagan sich in einer über der Absperrung drapierten Jacke eines Zuschauers verfing, als er sehr weit links über den Kwaremont fuhr, und Van Avermaet und Naesen zu Fall brachte. „Ich habe sie zu dem Fehler getrieben“, versichert er. „Sie hatten über eine Stunde hinter mir Vollgas gegeben. Sie haben ein oder zwei Sekunden gutgemacht und dann habe ich fünf oder sechs gewonnen. Ich weiß, was es für ein Gefühl ist, wenn du jemandem hinterherfährst – du siehst nicht, was da vorne passiert, deswegen fährst du Vollgas. Wenn du den Anschluss nicht schaffst, fragst du dich: Was ist verkehrt? Und dann fängst du wirklich an zu denken, dass du mehr Gas geben musst. Dann fängst du an, alle Risiken einzugehen.“ Trotzdem gab es eine Debatte – oder, wie Gilbert der belgischen Zeitung Humo sagte, „viel Blabla“. Sagan und Naesen glaubten beide, dass sie ihn eingeholt hätten. Van Avermaet sagte, das Rennen sei „bis zu dem Punkt nicht vorbei“ gewesen. Dem Humo gegenüber sagte Gilbert, er sei von ihrer Reaktion „enttäuscht“ gewesen. Er will das Thema nicht ausführen. „Sie wurden fünf Minuten nach dem Rennen gefragt, und im ersten Moment haben sie das vielleicht aus Frust gesagt“, erklärt er. „Wenn ihnen jemand das Video zeigen würde, würden sie das vielleicht nicht mehr sagen. Aber so ist es, und es ist mir egal!“

 

Auf die Frage, ob er frühere Chancen verpasst hat, die Flandern-Rundfahrt zu gewinnen, antwortet Gilbert klar: „Ja, ja. Aber so ist das Leben.“ Als er bei Omega Pharma-Lotto war, wurde er 2009 und 2010 Dritter. Aber er glaubt, dass 2011, als er Neunter wurde, die Gelegenheit war, die er sich hat entgehen lassen. „Ich hatte den Sieg in den Beinen, aber ich habe den Fehler gemacht, am Bosberg zu früh und zu hart anzugreifen. Damit habe ich mich selbst gekillt. Hätte ich noch ein paar Sekunden gewartet, hätte ich gewonnen“, sagt er. Das Rennen nahm ständig neue Formen an und er wurde acht Kilometer vor dem Ziel gestellt, daher ist es eine mutige Behauptung, aber er ist sich sicher. Er ist nun mal selbstbewusst.
Gilbert ließ Roubaix in diesem Frühjahr aus, um den Rest seiner bestechenden Form mit in die hügeligen Klassiker zu nehmen. „Ich wollte alles auf die flämischen Klassiker setzen, und das habe ich gemacht.“ Trotz eines frühen Sturzes beim Amstel Gold, der einen leichten Riss im Nierengewebe verursachte, triumphierte Gilbert auf einem überarbeiteten Kurs, bei dem der letzte Anstieg sieben Kilometer vor dem Ziel kam. Selbst nachdem er mit Sky-Fahrer Michał Kwiatkowski attackiert hatte – auf dem Papier vielleicht der etwas bessere Sprinter –, war Gilbert eiskalt, als er von 700 bis 350 Metern vor der Linie führte und dem Polen gestattete, in seinen Windschatten und daraus heraus zu sprinten, bevor er ihn bezwang. „Du gewinnst Rennen, und das gibt dir Selbstsicherheit, das Recht zu verlieren“, erklärt Gilbert. „Denn wenn du noch auf den großen Sieg wartest, setzt du dich selbst sehr unter Druck und denkst immer: ‚Jetzt kommt er, ich habe die Chance zu gewinnen, deswegen darf ich nicht verlieren.‘ Und dann geht es schief. Wenn du schon einen Klassiker gewonnen hast, weißt du einfach, wie du es anstellen musst, und du entscheidest, auf welche Art du das Finale bestreitest. Das ist einfacher.“

Philippe Gilbert ist oft gefragt worden, ob er mit seinen Allrounder-Qualitäten der erste Fahrer in der modernen Ära sein könnte, der alle fünf Monumente gewinnt. 2015 sagte er Procycling, er sei überzeugt, dass seine mangelnde Erfahrung bei Paris–Roubaix kein großes Hindernis sei und er sich das nötige renntechnische Handwerkszeug mit ein paar Trainingseinheiten und durch das Ansehen früherer Austragungen auf YouTube aneignen könne. „Wenn ich die Rennen im Fernsehen sehe, bin ich sicher, dass ich mich nicht verstecken müsste, wenn ich Roubaix fahren würde“, sagte er damals. Als seine Vertragsverlängerung um zwei Jahre nach der Tour, die er mit Magenproblemen aufgab, bekannt gegeben wurde, sprach er selbst wieder davon, als erster Fahrer seit Roger De Vlaeminck die fünf großen Eintagesrennen zu gewinnen. „Ich bin sicher, dass ich noch große Rennen gewinnen kann und meine Chancen bekommen werde“, sagt er. „Es wäre ein Traum, Rennen wie Paris–Roubaix und Mailand–San Remo mit diesem Team zu gewinnen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich für weitere zwei Jahre unterschreiben wollte, um mich vorzubereiten und meine Chancen zu erhöhen.“
Gilbert wird 37 Jahre alt sein, wenn sein Vertrag ausläuft. Die Zeit arbeitet gegen ihn, und Mailand–San Remo und Roubaix sind sicher an den äußeren Grenzen dessen, was er heute physisch erreichen kann. Andererseits schien die Tür auch für Flandern zuzugehen, bis er den Coup seiner Karriere abzog. Denn alles, was Gilbert will, ist Aufmerksamkeit. „Die Leute reden gut und schlecht über dich, und das ist ein gutes Zeichen“, sagt er uns auf die Frage, ob es ihm etwas ausmacht, dass einige ihn vielleicht abgeschrieben haben. „Es heißt, dass du in ihren Augen existierst. Wenn sie immer noch über dich reden, heißt das, dass du etwas erreichst, und das musst du immer als Motivation betrachten.“ Wenn der Winter kommt, wird er wohl alle Register ziehen für die verbleibenden Ziele in seiner Karriere. Das Guinness in Dublin muss vielleicht noch warten.



Cover Procycling Ausgabe 164

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 164.

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