Ein Megastar vom alten Schlag

Procycling hat den alten und neuen Weltmeister Peter Sagan bei der Bretagne Classic getroffen, am Ende einer fast perfekten Saison im Regenbogentrikot. Trotz seines Superstar-Status hat der Slowake seine Affinität zum Radsport der alten Schule und seine sehr vorwärtsgewandte Einstellung behalten. Wir finden heraus, warum Peter Sagan der Lieblingsrennfahrer der Radsportwelt ist.

 

Wir treffen Peter Sagan am Vorabend der Bretagne Classic in Plouay. Das ganze Jahr war der Slowake mit Fernlicht unterwegs, blendete andere Fahrer ebenso wie Fans. Wenn er gerade keine großen Radrennen gewann und auf der anschließenden Pressekonferenz Witze riss, begeisterte er seine Fans etwa mit einem Videoclip, in dem er als Satire-Gladiator auftrat. Eine Woche zuvor hatte der Slowake in Rio beim Mountainbike-Rennen einen kurzen Glanzauftritt, bis ein Plattfuß seine Fahrt beendete. Er wurde überrundet, aber selbst das war – abgesehen von der gelegentlichen Spaßverderber-Frage, ob er nicht doch besser das Straßenrennen gefahren wäre, das sein Klassiker-Rivale Greg Van Avermaet gewann – seiner Reputation eher zuträglich als abträglich. Vor unserem Interview sagte uns der Tinkoff-Pressesprecher, dass Sagan müde sei – etwas, das an sich schon eine Nachricht zu sein scheint. Klar ist, dass er nicht nur müde ist, sondern auch gelangweilt von den Fragen nach seinem superben Jahr im Regenbogentrikot; sogar erfolgreiche Leute ermüdet es, immer neue Erklärungen für ihren Erfolg zu finden. Sagan ist jetzt in diesem Bereich. Es ist schade, dass er die Fragen nicht beantworten will, weil es schon jetzt eine Saison für die Ewigkeit war, das beste Jahr im Regenbogentrikot seit Boonens Fabeljahr 2006, als er 21 Rennen gewann, darunter die Flandern-Rundfahrt. 2016 hat Sagan bisher Gent–Wevelgem, Flandern, drei Tour-Etappen plus das fünfte Grüne Trikot seiner Karriere gewonnen – und die Straßen-Europameisterschaft. 13 Siege waren es bei Redaktionsschluss, und die Saison geht noch weiter.

Wenn Sagan überhaupt etwas über seinen Erfolg sagen will, dann sind es Standard-Sätze, wie „glücklich“ und „stolz“ er auf sein Jahr im Weltmeistertrikot sei. Die auffälligen Regenbogenstreifen hätten seinen Fahrstil nicht verändert, versichert er – er wurde schon in der vergangenen Saison von der Konkurrenz nicht aus den Augen gelassen. Na gut. Als wir Sagan vor einem Jahr trafen, als seine Serie von zweiten Plätzen die Story war, sagte er Ähnliches: Resultate sind und waren immer nebensächlich für ihn. Der Unterschied in diesem Jahr ist, dass sein Englisch viel besser ist. Aber das heißt nicht, dass ein Interview mit Sagan harte Arbeit wäre. Mountainbiking reizt ihn und bietet sich als Einstieg ins Gespräch an. Er war 2008 MTB- und Cyclocross-Weltmeister der Junioren, bevor er sich auf den Asphalt verlegte. Der Offroad-Sport hat ihn immer schon gereizt und gelegentlich kehrt er ins Gelände zurück. Er wäre das olympische Mountainbike-Rennen in London 2012 gefahren, wenn die Slowakei sich für einen Platz qualifiziert hätte. Sagan ist kein strenger Pragmatiker und das ist der Grund, warum ihn Anspielungen ärgerten, er hätte das Straßenrennen fahren sollen. Es war ihr Problem, dass er nicht teilnahm, aber sie versuchten es zu seinem zu machen. Zur Zeit des olympischen MTB-Rennens machte eine andere Geschichte die Runde: die, dass Sagan von Straßenrennen – wieder dieses Wort – gelangweilt sei. Solch eine Bemerkung vom größten Star des Radsports, der sich gerade bei außerplanmäßigen Rennen betätigt, wird diejenigen beunruhigt haben, die seinen teuren Transfer zu Bora-Hansgrohe für 2017 gedeichselt haben. Als wir ihn darauf ansprechen und ihm gleich eine Erklärung mitliefern – wurden seine Bemerkungen aus dem Kontext gerissen? –, lacht er freundlich und antwortet sehr direkt. „Ich will niemandem zu nahe treten, aber ich persönlich habe auf dem Mountainbike viel mehr Spaß“, sagt er. „Auf dem Mountain bist du zwei oder drei Stunden unterwegs, aber es kommt dir vor wie 30 Minuten. Auf dem Rennrad bist du fünf Stunden unterwegs und es kommt dir vor wie ein ganzer Tag. Es ist so ein großer Unterschied und deswegen langweile ich mich auf dem Rennrad, weißt du.“ Wir sind verdattert: Er langweilt sich also? „Es kommt drauf an. Du kennst die Radrennen, den Kalender, wir sind immer im Hotel oder auf Reisen, und dann fährst du einige Rennen, um in Form zu kommen. Bei Flandern und Roubaix langweile ich mich natürlich nicht. Das sind sehr wichtige Rennen für mich. Du bist konzentriert, du fokussierst dich auf das Rennen, es kann jeden Moment etwas passieren und das ist etwas anderes. Aber es gibt viele Tage, wo …“, bricht er den Satz ab. „Nicht viel passiert“, schlagen wir vor. „Ja. Für mich ist eine gute Etappe etwas anderes als für Fahrer wie Froome oder Quintana, aber so ist das nun mal im Radsport. Meine Antwort, ob ich mich auf dem Rennrad langweile, ist eine persönliche Frage, wie ich es aus meiner Sicht empfinde. Insgesamt ist der Radsport eine sehr schöne Sportart. Aber wenn ich keine Rennen fahre, nehme ich lieber das Mountainbike, nicht das Rennrad.“ Die kurze Vorbereitung für das Offroad-Rennen fühlte sich für ihn an wie Urlaub, sagt er, und er war „professioneller als mit dem Rennrad“.
 
Aber keine Bange – es besteht keine wirkliche Gefahr, dass einer der bestbezahlten Fahrer geht. Aber vielleicht könnten ihn ein paar neue Ziele auf andere Gedanken bringen. Bradley Wiggins hat die Kunst der Verwandlung neu belebt und verfeinert, aber es gibt einen etwas besseren, wenn auch heikleren Prototyp: Laurent Jalabert. Die Verwandlung des Franzosen vom Sprinter zum Kletterer und Vuelta-Sieger Mitte der 90er war ein Erfolg, der seine Karriere änderte. Das Heikle daran ist, dass sie in den dunklen Zeiten des Radsports erfolgte und Jalabert EPO nahm, wie der französische Senat 2013 feststellte. Wenn Jalabert kein passender Vergleich ist, so wäre da noch Sean Kelly. Die Ethik mag problematisch sein, doch jedenfalls gibt es für einen Fahrer von Sagans beeindruckender Vielseitigkeit Vorbilder für eine Neuausrichtung. Was die erforderlichen Qualitäten angeht, so wies einer von Sagans Sportlichen Leitern, Sean Yates, Procycling während der Tour darauf hin, dass der Slowake eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit für einen Athleten seines Körperbaus und seiner Fähigkeiten hat. Tatsächlich hat er die Kalifornien-Rundfahrt und die Polen-Rundfahrt gewonnen – keine Rennen, die eine Karriere definieren, doch Sagan hat sich auch nicht besonders darauf vorbereitet, sie zu gewinnen. FDJ-Boss Marc Madiot, ein Sagan-Fan, bestätigte indirekt, dass das Talent vorhanden sei, als er sagte, er hoffe, dass der Slowake sich nie dazu verleiten lassen würde, seine schwindelerregende Vielseitigkeit auf Rundfahrten anzuwenden. Da solche Meinungen kursieren, fragen wir ihn, ob er schon mal daran gedacht hätte, sich neue Ziele zu setzen. „Warum sollte man etwas ändern, das schon gut ist? Das ist dumm“, ist seine schnelle Antwort mit einem großen Lächeln und einer Geste, die ausdrückt, dass dies das Verrückteste ist, was er je gehört hat. Das ist gut zu wissen; da sind wir ganz bei Madiot. Sagan wäre nur halb so unterhaltsam, wenn er anfangen würde, an morgen oder übermorgen zu denken. Aber er wird genauso schnell wieder ernst. „Ich habe keine allzu großen Ambitionen, weißt du. Ich will wichtige Rennen gewinnen, und wenn ich gewinne, ist es okay, und wenn ich nicht gewinne, ist es trotzdem okay – ich bin ja noch da. Und nächstes Jahr machen wir es wieder und das Jahr darauf wieder. So sehe ich die Welt. Was kann ich tun? Kann ich die Tour de France gewinnen? Das ist nicht mein Ziel. Vielleicht ist meine Verantwortung für die Tour eines Tages eine andere, aber vorerst ist es kein Traum von mir, ich denke nicht über die Tour nach.“ Er schickt eine Einschränkung hinterher – „man soll nie ‚nie‘ sagen“ –, aber er sagt es trocken, ohne Ironie, und scheint selbst nicht daran zu glauben. Die Antwort steht mehr für seine generelle positive Einstellung als dafür, dass er sich berufliche Türen offenhalten will. Und so oder so hat der Slowake trotz seiner 88 Profisiege noch Lücken in seinem Klassiker-Palmarès, die es zuerst zu füllen gilt: Mailand–San Remo, Paris–Roubaix und der leichteste aller hügeligen Klassiker, das Amstel Gold Race, dürften alle machbar sein. Er war schon bei allen unter den ersten Sechs. Trotzdem spricht einiges dafür, dass er sich als Fahrer ändert. Es gibt eine Hypothese, wonach Sagan mit zunehmendem Alter – wobei er erst 26 ist – nicht mehr so schnell sprintet. Der Höhepunkt, wenn es einen gab, schien 2013 zu sein, als er 22 Rennen gewann. Das war auch das Jahr, in dem er seine besten Resultate gegen die großen Sprinter – Mark Cavendish, André Greipel und in geringerem Maße Marcel Kittel – erzielte. Um es klar zu sagen: Sie schlagen ihn immer noch viel öfter als er sie. Bis heute hat er erst einen Sprint gegen Greipel und Cavendish gewonnen – einen etwas chaotischen Massensprint im Regen auf der 3. Etappe von Tirreno–Adriatico 2013. Seit diesem Höhepunkt vor drei Jahren hat Sagans Siegesrate abgenommen. In den drei Jahren von 2011 bis 2013 hat er im Schnitt 17,6 Rennen gewonnen. Für den Zeitraum 2014 bis 2016 (der natürlich noch nicht vorbei ist) sind es bisher 13,5. Was diese Zahlen nicht widerspiegeln, ist die höhere Qualität seiner Siege. Vor allem die Weltmeisterschaft in Richmond im letzten Jahr sowie Flandern und die drei Tour-Etappen (seine ersten Siege seit 2013) in diesem Jahr sprechen dafür, dass Sagan Schnelligkeit gegen Ausdauer und Allrounder-Qualitäten eingetauscht hat. Wir fragen ihn, ob man das so sehen kann. „Darüber denke ich nicht nach“, sagt er. „Ist mein Sprint langsamer? Ich weiß nicht. Ich bin nicht dazu geboren, 2.000 Watt zu leisten. Ich bestreite sie [Sprints] schon meine ganze Karriere lang, einmal ein bisschen mehr [Power], einmal weniger.“ Wir vergaßen: Es ist eine Frage über Radrennen und deswegen weicht Sagan ihr aus.
 
Es gibt eine Passage in F. Scott Fitzgeralds Kurzgeschichte The Rich Boy, in welcher der Autor die universelle Anziehungskraft seiner Hauptfigur Anson Hunter beschreibt. „Er hatte eine Art, wenn er einen Raum betrat, sich mit den ältesten und konservativsten Leuten dort auf eine Stufe zu stellen. ‚Sie und ich‘, schien er zu sagen, ‚wir sind solide. Wir blicken durch.‘“ Den einzigartigen Peter Sagan mit ähnlichen Worten zu beschreiben, mag querdenkerisch erscheinen. Das Einzige, worauf sich alle einigen können, ist, dass die Gussform, die Sagan produziert hat, entzweigebrochen ist, aber wie bei Hunter hat ein inhärenter Traditionalismus eine kaleidoskopische Persönlichkeit freigelegt; jemand, der zumindest in seinem beruflichen Leben abwechselnd selbstironisch und streng, humorvoll und ernst, gewissenhaft und unmöglich sein kann. Mehr als jeder andere Fahrer kann er alles für alle Leute sein, alles gleichzeitig. Sagans Traditionalismus wird selten bemerkt, aber er ist da, unter seinem prachtvollen Haar, und er liefert den Ankerpunkt für seine Laune. Die kommt auf überraschende Weise ab und an zum Vorschein. Er lästert beispielsweise oft über die Abhängigkeit der Generation Y von ihrem Mobiltelefon. Aber rein radsportlich gesehen zeigte sie sich in der ersten Woche der Tour, als Sagan die, wie er fand, unnötig gefährliche Fahrweise des Pelotons anprangerte. Dazu hat er eine klare Meinung, sodass er sich auch heute noch zu ausführlichen Antworten hinreißen lässt. „Der Radsport war vor zehn oder 15 Jahren anders. Heute hat niemand mehr Respekt in der Gruppe. Niemand. Weil der Radsport sich zum Nachteil verändert hat, glaube ich.“ Sa-gan ist ein draufgängerischer und nach vorn gewandter Typ, aber diese Aufgeregtheit widerspricht dem Sagan, den wir zu kennen meinen. Trotz seines Status glaubt er nicht, etwas verändern oder die Rolle des Patrons des Pelotons übernehmen zu können, die nach dem Karriereende von Fabian Cancellara vakant sein wird. „Ich glaube, früher [vor zehn, 15 Jahren] sagten sich die Fahrer: ‚Okay, wir fahren für verschiedene Teams, aber wir sind 200 Leute, die zusammen unterwegs sind, und ich respektiere dich und du respektierst mich.‘ Aber heute gibt es keinen Respekt mehr. Das ist der springende Punkt. Wir fahren ohne Respekt. Ich weiß nicht, wie man das ändern kann, weil es einfach Menschen sind. Entweder verstehen das alle oder alle befinden sich im Krieg miteinander. So sieht’s aus.“ Wenn das so ist – hat er dann das Gefühl, in einem Teufelskreis zu stecken und gezwungen zu sein, rücksichtslos zu fahren, um sich zu schützen? „Nein, ich kann damit leben, denn wenn wir Rennen fahren, gibst du normalerweise auf den letzten zehn bis 20 Kilometern Vollgas. Wenn du die Sprinter siehst – wir machen zusammen Tempo, aber immer mit Respekt, aber wenn jemand vor dir ist, der kein Sprinter ist …“ Er meint Klassementfahrer, die um Positionen kämpfen? „Ich rede über Fahrer im Allgemeinen“, sagt er. „Sie kämpfen ohne Respekt, und das ist es, was ich nicht mag.“ Ältere Fans werden das Thema wiedererkennen, das immer mal wieder auftaucht, doch deswegen ist es nicht unwahr – insbesondere, weil immer mehr Geld im Spiel ist. „Der Radsport wird professioneller und die Sponsoren wollen Resultate und das verursacht Druck“, bestätigt Sagan. „Die jungen Fahrer wollen schnell groß werden und wollen mehr Geld. Jeder will Resultate einfahren und keiner nimmt Rücksicht. Der Radsport der alten Schule war anders, glaube ich. Ich bin damals nicht gefahren, aber ich habe im Fernsehen gesehen, dass es anders war.“ Es ist bemerkenswert, dass einer der Hauptnutznießer des neuen Reichtums und Status des Radsports den Tod eines Rennstils betrauert, den er nie gekannt hat, aber das ist die Natur – vielleicht der entscheidende Charakterzug – des Traditionalismus: ein inhärenter Glaube, dass der Zerfall immerwährend ist.

 

Und nun? Viele Mitarbeiter und Fahrer seines Tinkoff-Teams wechseln mit ihm zu Bora-Hansgrohe, darunter auch sein Bruder Juraj. Sagan blickt mit guten Erinnerungen auf die zwei Jahre bei Tinkoff zurück. „Ich habe die besten zwei Jahre meiner Karriere hier verbracht und hier sind sehr gute Leute“, sagt er und es klingt nicht aufgesetzt. Auch der Eigentümer des Teams, Oleg Tinkow, der am Ende der Saison aus dem Radsport aussteigt, weil ihm das Team zu teuer wurde und er dem Radsport seinen Willen nicht aufzwingen konnte, wird freundlich erwähnt. „Ich bin froh, ihn kennengelernt zu haben“, sagt Sagan, für den die Kritik des Russen an seiner Serie von zweiten Plätzen anscheinend Schnee von gestern ist. „Wenn du Oleg besser kennst, weißt du, dass er das aus Leidenschaft macht“, sagt er. Und mit einem leichten Klopfen auf die Schulter wird uns signalisiert, dass die Zeit vorbei ist. An dem Samstagnachmittag drehte sich das Medien-Hamsterrad dreimal für Sagan. Wir waren die Zweiten gewesen. Nach unseren Fotos kam er wieder ins Foyer, setzte sich an einen anderen Tisch und die Fragen begannen von vorn. „Ich bin sehr froh …“, hallte es herüber. Am Tag nach unserem Interview fand das Rennen statt. 200 oder 300 Leute belagerten den Tinkoff-Minibus, um einen Blick auf den Weltmeister zu werfen, bevor er an den Start ging und sich mit örtlicher Prominenz fotografieren ließ. Dann setzte sich Sagan mit dem Rest des Pelotons in Bewegung, vielleicht froh darüber, das fordernde Publikum hinter sich gelassen zu haben – zumindest hörte das Geschrei auf. Aber die Müdigkeit holte ihn schnell ein. Er fuhr 60 Kilometer, bevor er aufgab. Welche Schlüsse lassen sich aus 20 Minuten in einer Hotellobby mit einer so schillernden Persönlichkeit wie Sagan ziehen? Eigentlich nicht viele. Schließlich sind diese Standardsituationen nicht sein natürliches Habitat. Andererseits war er vielleicht tatsächlich noch gelangweilter, als es den Anschein hatte. Dass er härter für das Mountainbike-Rennen bei Olympia trainierte und es sich für ihn trotzdem anfühlte wie Urlaub, klingt nach einem Mann, der nach der drückenden Atmosphäre der Tour frischen Wind suchte. Ebenso wie sein Unwillen, Fragen nach seinen Rennen zu beantworten – in einer Saison, die die bisher beste seiner Karriere ist. „Redet mit mir über alles außer über mich“, schien der Untertitel zu sein. Vielleicht hatte Sagan nach einem großartigen Frühjahr und Sommer den gleichen Anfall von Überdruss, der Wiggins schwächte, nachdem er drei Medaillen bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gewonnen hatte. Nach einer Zeit, in der der Erfolg so regelmäßig war, dass er fast verordnet zu sein schien, ist es wahrscheinlich ein Kampf, wieder zur Normalität zurückzukehren. Aber wir sollten uns keine allzu großen Sorgen machen. Zwei Wochen später, in Kanada, war der alte, gut aufgelegte Kavalier wieder da und wir gerieten erneut in Verzückung. Er gewann an dem Freitag eine großartige Auflage des GP Québec und war am Sonntag knapper Zweiter bei einem ebenso unterhaltsamen GP Montréal. Eine Woche später wurde er erster Europameister in Plumelec, wahrscheinlich vor denselben Fans, die enttäuscht waren, ihn die Bretagne Classic aufgeben zu sehen. Aber das ist das Ding bei Sagan im Moment: Es ist nicht wichtig, auf welchem Platz er landet – dabei zu sein reicht ihm.



Cover Procycling Ausgabe 153

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 153.

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