Vier auf einen Streich

Bei der diesjährigen Tour geriet das Gleichgewicht des Radsports durcheinander. Marcel Kittel entwickelte sich zu Mark Cavendishs neuem Alptraum, trug das Gelbe Trikot und feierte vier Etappensiege. „Ich bin sehr stolz auf das, was wir hier erreicht haben. Es ist komisch, zu realisieren, dass ich vier Etappen gewonnen habe“, sagt der talentierte Sprinter, der auf dem besten Wege ist, mit seinen frühen Erfolgen Rekorde zu brechen.

 

Zwei Wörter verfolgten Marcel Kittel im Juli, als er bei der Tour de France an Mark Cavendish vorbeisprintete. Diese beiden Wörter – „Sprint“ und „König“ – waren bis zum Juli über Jahre dem Mann von der Isle of Man vorbehalten gewesen. Auch wenn es zu früh ist, um Cavendishs Regentschaft für beendet zu erklären, sorgt das Auftauchen von Kittel für spannende Aussichten bei künftigen Sprintentscheidungen. Der Thüringer hat bei der Tour ein ums andere Mal gezeigt, dass ein Sprintsieg von Cavendish nicht mehr so selbstverständlich ist wie in den letzten paar Jahren. Kittels Erfolge haben seine Aktien steigen lassen und seit er die Ziellinie in Paris überquert hat, jagte mit Interviews und Nach-Tour-Kriterien ein Termin den nächsten. Zwei Monate nach Paris hat Procycling ihn in Erfurt getroffen, am Sitz des Project TeamSpirit, das den Aufstieg von Tony Martin und John Degenkolb in die WorldTour erlebt hat. Als wir ihn treffen, sitzt er auf der obersten Stufe eines Podests mitten in der Radrennbahn des Projekts. Bildlich und wörtlich ist das vollkommen angemessen.

Der 25-Jährige erweist sich als sehr umgänglich und entspannt. Obwohl er das körperliche Erscheinungsbild eines Topsprinters hat, hat er nicht die Präsenz, die man erwarten würde. Sprinter gelten oft als hitzköpfig und egoistisch, aber auf Kittel trifft das nicht zu. „Für einen Spitzenathleten ist er vielleicht zu sozial“, scherzt Argos-Shimano-Teamchef Iwan Spekenbrink. „Er ist nicht der größte Egoist, der immer seinen Willen durchsetzen muss. Deswegen versteht er sich so gut mit dem Team, und diese soziale Seite sollte er auch nicht ändern.“ Jedenfalls scheint Kittels Methode zu funktionieren – mit bereits 45 Siegen in seiner jungen Karriere. Als wir Kittel treffen, ist er gerade von enttäuschenden Auftritten bei der Eneco Tour und dem World Ports Classics zurückgekommen, die er auf sein hektisches Programm nach der Tour zurückführt. „Ich bin jetzt an dem Punkt, wo ich etwas Ruhe brauche“, erklärt er. Die letzten zwei Monate waren eine steile Lernkurve in Sachen Zeitmanagement: „Du willst alles auf einmal machen, aber das ist unmöglich. Du musst Geschichten von der Tour erzählen, wie es war, wie du dich gefühlt hast. Das war nett, aber du fühlst dich dann auch leer und erschöpft.“ Er freut sich jetzt auf den Münsterland-Giro am 3. Oktober, mit dem er seine Saison beenden und sich dann endlich ausruhen will. Das ist ihm nicht zu verdenken nach einer Saison, in der er 15 Siege gefeiert hat. Nur Cavendish und Peter Sagan hatten 2013 mehr.

Da zwei extrem erfolgreiche Jahre (und bereits eine Procycling-Titelgeschichte in Ausgabe Januar 2012) hinter ihm liegen, ist Kittel sicher kein unbekanntes Gesicht. Als er in Korsika bei der diesjährigen Tour de France an den Start ging, galt er allerdings noch nicht als einer der allerbesten Sprinter. Man hatte ihn gegen einige der Besten antreten sehen, aber nicht auf einer so großen Bühne. „Du wusstest in der Vergangenheit nie, ob die Sprinter, mit denen er sich auseinandersetzte, wirklich bei 100 Prozent waren“, sagt Spekenbrink. „Aber du weißt, dass bei der Tour de France alle in Topform sind.“ Kittels frühere Erfahrungen bei großen Rundfahrten waren durchwachsen. Er bestritt die Vuelta a España 2011, wo er eine Etappe gewann, bevor er nach dem zwölften Tagesabschnitt erschöpft aufgab. Dann machten ihm bei seinem Tour-Debüt 2012 Magenprobleme einen Strich durch die Rechnung – nachdem er sich durch die erste Woche gequält hatte, gab er am fünften Tag auf. Nach zwei nicht beendeten Landesrundfahrten steckten Kittel und sein Team die Ziele für die diesjährige Tour nicht allzu hoch. „Die Vorgabe für das Team lautete: ein Etappensieg“, sagt Kittel. „Ich persönlich wollte die Tour nur zu Ende fahren.“

Vor dem Rennen rechneten alle damit, dass Cavendish sein Trio von „Grand Tour“-Spitzenreitertrikots durch einen Sieg bei der flachen Auftaktetappe komplettieren würde. Kittel galt als Außenseiter, doch dann spielte ihm der Zufall in die Karten. Auf der 1. Etappe machte sich Panik im Peloton breit, als sich der Teambus von Orica GreenEdge sich im Zieltorbogen verklemmt hatte und die Offiziellen die Ziellinie hektisch hin und her verlegten. Das resultierende Chaos führte zu einem Massensturz, der Cavendish mitriss. Kittel – der sich der ständigen Änderungen des Zielstrichs gar nicht bewusst war – gehörte zu den wenigen, die der Crash nicht tangierte, und er segelte zu seinem ersten Tour-Etappensieg.
Und es war nicht irgendeine Etappe. Der Sieg brachte ihm einen Tag im Gelben Trikot ein, eine Tatsache, die für Kittel nichts an Bedeutung verloren hat. „Wenn du über die Linie fährst, versuchst du zu realisieren, dass du tatsächlich deine erste Tour-de-France-Etappe gewonnen hast, dass du auch die erste Etappe der 100. Austragung gewonnen hast und dass du jetzt das Gelbe Trikot bekommst“, sagt er lächelnd. „Ich konnte es kaum glauben. Das Gelbe Trikot auf dem Podium zu bekommen, war verrückt. Ich hatte eine Gänsehaut. Mein Herz war für einen Moment komplett leer.“

Chronisch unzufrieden, begannen die Medien, nach dem ultimativen Sprint-Duell zwischen Kittel und Cavendish zu rufen. Sie mussten sich bis zur 12. Etappe nach Tours gedulden, wo der 25-Jährige seinen dritten Tageserfolg bei der Tour feierte, nachdem er zwei Tage zuvor in Saint Malo seinen zweiten perfekt gemacht hatte. Normalerweise schnell mit der Analyse seiner eigenen Fehler bei der Hand, überschüttete Cavendish seinen Rivalen großzügig mit Lob. „Wenn jemand einfach schneller ist als du, kannst du nichts machen“, stellte er fest. „Er war heute einfach besser. Er ist der nächste Superstar unter den Sprintern.“ Ein größeres Kompliment kann ein junger Sprinter kaum bekommen.
Runde zwei des Duells kam in Paris auf den Champs-Élysées. Trotz Kittels vorausgegangenen Erfolgen galt Cavendish als Favorit, zumal der Fahrer von Omega Pharma – Quick-Step noch nie einen Sprint auf der Kopfsteinpflaster-Promenade verloren hatte. Gute Karten hatte auch André Greipel, der bei der Tour sowohl Kittel als auch Cavendish geschlagen hatte. Wieder war der Argos-Shimano-Fahrer auf unbekanntem Terrain. Da er es noch nie in die dritte Woche einer großen Rundfahrt geschafft hatte, war die Frage, wie die Erschöpfung sich auf seine Leistung auswirken würde. Kittel lieferte eine klare Antwort, als er sich gegen Greipel und Cavendish durchsetzte.

Einen Tag, nachdem Kittel seine erste Landesrundfahrt beendet hatte, gab es weitere gute Nachrichten. Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) urteilte, dass eine Blutbehandlung mit UV-Strahlen, die Kittel 2007 und 2008 erhalten hatte, kein Doping darstellt. Als Procycling Ende 2011 mit ihm sprach, hatte er seine erstaunliche Debüt-Saison gerade beendet. Kurz nach diesem Treffen brachten Medien den Neuprofi im Januar 2012 mit einer Dopingermittlung in Verbindung. Die ARD berichtete, dass Kittel beim Training mit dem Olympia-Team eine mittlerweile verbotene Blutbehandlung mit UV-Strahlen bekommen habe, bei der eine geringe Menge Blut abgenommen, mit Schwarzlicht bestrahlt und anschließend reinfundiert wird. Diese umstrittene Methode wurde 2011 verboten, war zu dem fraglichen Zeitpunkt aber nicht illegal. Was folgte, war der „schlimmste Tag“ in seinem Leben, wie Kittel sagt. „Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet“, sagt er. „Ich hatte nie die Absicht, etwas Illegales zu machen. Dann bekommst du plötzlich diesen Schlag ins Gesicht und sie sagen, du wärst ein Doper. Ich bin anfangs überhaupt nicht damit klargekommen. Ich habe schlecht geschlafen und mich richtig scheiße gefühlt. Ich dachte, die ganze Welt denkt, dass ich ein Doper bin, aber das bin ich nicht. Es hat mir gezeigt, wer meine wahren Freunde sind und wer nicht.“ Der Sprinter beeilte sich, seine Version der Geschichte zu erzählen, und konnte nur hoffen, dass die Ermittler seinen Standpunkt teilten. „Ich konnte an der Situation nichts ändern. Ich konnte nur offen sein und meine Geschichte erzählen. Was hätte ich sonst tun sollen? Ich weiß, dass ich nie versucht habe zu betrügen oder meine Leistung zu steigern. Ich war krank, und dafür gibt es Beweise. Ich musste abwarten und sehen, welche Entscheidung sie treffen.“

In dem in letzter Zeit herrschenden Klima sind die Teams schnell mit Fahrer-Entlassungen bei der Hand, teils beim ersten Anzeichen eines Skandals – aber Kittel war einer der wenigen Glücklichen, die ihr Team im Rücken hatten. Iwan Spekenbrink war genauso überrascht von den Vorwürfen wie sein junger Fahrer. „Eines Abends wurde ich angerufen wegen eines Berichts der ARD-Sportschau, die eine Liste von Fahrern hatte, die bei dem Arzt waren“, erklärt er. „Nach diesem Anruf habe ich Marcel angerufen und ihn gefragt, was los ist. Er sagte, dass die Meldungen korrekt seien, und da habe ich ihm gesagt, dass er die Geschichte bestätigen soll. Das war das Einzige, was wir tun konnten. Das Schlimmste, was du machen kannst, ist lügen.“ Kittel mag relativ unbeschadet aus der Geschichte hervorgegangen sein und die Ermittlungen mögen sich nicht auf seine Ergebnisse ausgewirkt haben, aber der Vorfall hat ihn vorsichtiger gemacht. „Ich versuche, lieber zweimal nachzudenken. Du kannst nicht allen trauen, nicht mal in deinem engsten Kreis. Sie [die anderen Athleten] haben ihm alle vertraut, aber am Ende war es ein Fehler.“ Obwohl der Fall jetzt zu den Akten gelegt ist, bleibt für einige ein Schatten an Kittel hängen. Blut macht Flecken, die man schwer rausbekommt. Der Sprinter kann nur hoffen, dass seine Leistungen in letzter Zeit dazu beitragen, diesen Verdacht zu zerstreuen.

Der Bericht der ARD ist bezeichnend für den Ruf des Radsports hierzulande – nämlich, dass Radrennen fahren und Doping untrennbar miteinander verbunden sind. Fans und Medien wurden zu oft von ihren Helden enttäuscht und ziehen sich zurück, obwohl Kittels vier Siege plus Etappenerfolge von André Greipel und Tony Martin Deutschland zur erfolgreichsten Nation bei der diesjährigen Tour gemacht haben. Auch Erfolge wie die bei der Tour 2013 schaffen es nicht, den Radsport in Deutschland wieder positiv in Szene zu setzen. Kein Wunder, wird doch die Tour seit 2009 nicht mehr live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen. Nach etlichen Skandalen zogen die Sender im Oktober 2008 den Stecker. Am gleichen Tag erklärten die Organisatoren der Deutschland-Tour, das Rennen würde nicht mehr ausgetragen werden. „Es wäre toll, wenn wir Leute erreichen könnten, die sich sonst nicht so für Radsport interessieren“, sagt Kittel. „Ich glaube, viele Leute würden sich dafür begeistern, wenn sie die Möglichkeit hätten, es zu schauen. Es ist gut, kritisch zu sein, aber wenn man unsere Ergebnisse mehr hervorheben würde, wäre das besser als nur Dopinggeschichten. Im Moment machen die Dopinggeschichten Schlagzeilen, aber ich finde, das sollte ausgewogener sein.“ Nicht nur die Medien und Rennorganisatoren haben sich vom Radsport distanziert – auch viele Sponsoren. Das einst große Team Telekom wurde 2007 aufgelöst und mutierte zum Team Highroad. Gerolsteiner folgte und stellte den Betrieb nach der Saison 2008 ein. Als Letztes verschwand das Team Milram, das 2010 dicht machte. Seitdem gibt es keinen deutschen Rennstall in der ersten Liga.

Der Schlüssel, um die Sponsoren wieder anzulocken, so Kittel, sei, das Vertrauen der Fans und der Medien zu gewinnen. „Wenn wir den Leuten begreiflich machen können, dass die Dinge sich geändert haben, dass es Fahrer gibt, denen sie vertrauen können, dass es nicht derselbe Sport ist wie vor 15 Jahren, dann können sie wieder an den Radsport glauben. Dann wird es leichter, die Sponsoren wieder in den Sport zu holen. Ich habe gehört, dass große Sponsoren darüber nachgedacht haben, aber nicht sicher waren, ob sie es tun sollten.“ Ein unlängst veröffentlichter Bericht des französischen Senats, wonach bei der Tour de France 1998 verschiedene deutsche Fahrer positiv getestet wurden, hat die Sache nicht besser gemacht. Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer in Deutschland. Kittel wird allgemein als Teil einer neuen Generation angesehen, und er ist ein lautstarker Fürsprecher eines sauberen Radsports. Er bezieht klar Stellung, kommuniziert seine Meinung via Twitter und hat sich für die „Sport Bild“ sogar einem Lügendetektortest unterzogen. Kittel war nicht der einzige Fahrer, den die Zeitung zu dieser Übung einlud, aber der einzige, der sich dazu bereit erklärte. „Ich weiß, dass ich nichts zu verstecken habe“, sagt er. „Ich wollte zeigen, dass ich es ernst meine, deswegen habe ich das gemacht.“ Der Argos-Shimano-Fahrer macht sich nichts vor, was die Situation angeht, und weiß, dass viel mehr erforderlich sein wird, um die Glaubwürdigkeit des Sports wiederherzustellen, aber das beginnt damit, dass mehr Fahrer seinem Beispiel folgen.

 

Kittel startete seine Profikarriere als Zeitfahrer, bevor sein Team seine Power und sein Sprintpotenzial erkannte. Dabei war er, als er noch jünger war, als Sprinter erfolgreich gewesen, bevor man ihn in die Zeitfahrer-Schublade steckte. „Ich war Weltmeister der Junioren [2005] und dann noch mal Weltmeister, und dann galt ich als jemand, der nur zeitfahren kann, aber das stimmte nicht.“ Dass Kittel 2011 zu Skil-Shimano ging, erwies sich als bessere Wahl, als er sich hätte vorstellen können, weil er bei dem holländischen Team seine Qualitäten als Sprinter wiederentdeckte. Gegen Ende seines dritten Profijahres kann Kittel jetzt schon auf einen Palmarès zurückblicken, um den ihn manch angesehener Fahrer nach einer ganzen Karriere beneiden würde. Vergleiche zwischen Kittels und Cavendishs Laufbahnen sind unvermeidlich. Vor dieser Saison hatte der „Omega Pharma – Quick-Step“-Fahrer keinen Rivalen, der ihm Woche für Woche im Nacken saß. Tyler Farrar, Heinrich Haussler und Matt Goss versuchten es alle, aber scheiterten. André Greipel schlug Cavendish gelegentlich, aber nicht so regelmäßig wie Kittel bei der Tour. Peter Sagan kann Cav sicher das Grüne Trikot abjagen, ist aber kein reiner Sprinter. Kittel ist der erste Fahrer, der fähig sein dürfte, die Dominanz des Briten zu beenden. Der Thüringer feierte in seinem ersten Profijahr mehr Siege, aber Cavendish erzielte in seinen ersten drei Jahren neun mehr. An Spannung gewinnt der Kampf zwischen den beiden durch ihre unterschiedliche Physis. Cavendish ist ein kompakter und aerodynamischer Sprinter, mit seinen 1,75 Metern muss er beim Sprinten viel weniger Luft verdrängen. Kittel hingegen ist zehn Kilogramm schwerer und mit 1,88 Meter deutlich größer, aber er setzt die Kraft, die er mit seinem größeren Körper erzeugt, in viel Schnelligkeit um. „Er kombiniert Power und Geschwindigkeit, aber er hat auch einen sehr guten Riecher dafür, wie er sich im Sprint positionieren muss“, erklärt Teamchef Spekenbrink. „Sein Timing, wann er beschleunigt, und seine Fähigkeit, sich im Sprint zu positionieren, plus sein physisches Talent machen ihn zu einem guten Sprinter.“

Trotz der Vergleiche konzentriert sich Kittel nicht darauf, Cavendishs Rekord zu brechen – zumindest noch nicht. „Das würde zu viel Druck erzeugen. Du kannst nicht in eine Karriere gehen und sagen: Ich will der erfolgreichste Sprinter der Tour werden. Du solltest dich auf jedes einzelne Jahr konzentrieren. Dann kannst du zum Schluss zurückblicken und sehen, dass du das alles gewonnen hast, und vielleicht ist es ein Rekord.“ Eine andere Frage ist, welches Trikot Kittel im nächsten Jahr tragen wird. Im Juli erklärte Argos-Shimano voreilig, der Sprinter habe seinen Vertrag mit dem Team verlängert, was Kittel umgehend bestritt. Sein Kontrakt läuft noch ein Jahr, aber der Thüringer steht auch auf der Wunschliste anderer Rennställe. Sein Team will ihn natürlich behalten, da sein Erfolg ihnen den Weg in die WorldTour geebnet hat. Das Gefühl scheint beiderseitig zu sein. „Wenn du siehst, was für ein Typ Fahrer ich bin und was das Team mir bietet, ist ein anderes Team für mich kaum vorstellbar“, sagt Kittel, der bei der niederländischen Mannschaft ist, seit er Profi wurde. Ähnlich wie seine Tour-Ambitionen sind seine Ziele für die Zukunft ziemlich simpel – er will so weitermachen wie bisher und weiter auf der Siegerstraße fahren. Daher ruhen sich weder Kittel noch seine Mannschaft auf ihren Lorbeeren aus. Um weiter zu gewinnen, das wissen sie, müssen sie sich weiterentwickeln, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, vom nächsten „großen Ding“ überholt zu werden. „Marcel ist keine Gegebenheit, sondern ein Projekt, das noch in Arbeit ist“, erklärt Spekenbrink. „Er ist ein Fahrer, der sich noch entwickeln muss, und daran arbeiten wir zusammen. Die beiden führenden Sprinter der Welt sind Cavendish und Greipel. Er hat sie einmal geschlagen, aber sie sind immer noch der Maßstab. Es ist immer noch eine Herausforderung für ihn, sie erneut zu schlagen und einer dieser Sprinter zu werden, an denen sich alle anderen orientieren.“

Wenn man sich Kittels Vormarsch anschaut, kann es nur eine Frage der Zeit sein, bis er sich diesem erlesenen Kreis endgültig anschließt. Nach seiner Vorstellung bei der Tour 2013 scheint er nicht weit davon entfernt zu sein, diesen Status zu erreichen. Was Kittel jetzt braucht, ist Beständigkeit. Wie nach seiner Debüt-Saison muss Kittel jetzt zeigen, dass seine Resultate bei der Grande Boucle keine Glückstreffer waren. Hoffen wir, dass Cavendish noch mehrere Jahre auf höchstem Niveau bleibt, damit wir uns auf spannende Kämpfe zwischen den beiden freuen können.



Cover Procycling Ausgabe 117

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 117.

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