Zwei Welten?

Im Zusammenhang mit Peter Sagan fallen gerne und regelmäßig Begriffe wie „Rockstar des Pelotons“. Das ist er ohne Zweifel, demonstriert der Slowake doch nach außen eine Coolheit und Lebensfreude, die man im Radsport früher so vielleicht nicht gefunden hat – und die man der Einfachheit halber gerne eher Musikern zugesteht.

 

Doch wie diese Ausgabe zeigt, ist er bei Weitem nicht der einzige Fahrer, der in seinem Profileben nicht ausschließlich an Trainingskilometer und Ernährungspläne denkt. John Degenkolb etwa, unsere aktuelle Titelfigur, hat ein Faible für Motorräder (!), und dann ist da ja auch noch Daniel Oss. Der Italiener ist nicht nur tätowiert (!!), er spielt dazu auch noch E-Bass (!!!), auf seinem Twitter-Account heißt es „It‘s only bike and rock&roll“. Wer das ernsthaft für eine große Sache hält, sollte mal auf den Kalender schauen. Will sagen: Mehr Normalität geht nicht. Gerade in einer Ausgabe zum Saisonende lohnt es sich, auch mal solche Bereiche bei den Fahrern zu beleuchten.

Erlauben Sie mir an dieser Stelle ein paar persönliche Worte. Als Journalist und Privatperson bestimmen Rock (Musik) und Roll (Fahrradrennen) seit mehr als 30 Jahren mein Leben. In dieser Zeit habe ich zahlreiche Probanden aus beiden Lagern getroffen. Und wissen Sie was? Beide verbindet mehr, als sie trennt. Talent ist gut, aber ohne Fleiß und Disziplin geht gar nichts. Daniel Oss spricht es im Artikel an: Ein Rennen wie die Tour de France ist wie eine Tournee. Man ist ständig unterwegs und erlebt jeden Tag neue Dinge. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass Musiker, die jeden Abend zwei Stunden auf der Bühne stehen, topfit sein müssen, um ihr Programm zu bewältigen – und den Eintrittspreis zu rechtfertigen. Das geht auf Dauer nur mit klarem Kopf. Manche von Ihnen mögen es nicht glauben, aber ich habe sogar bei härtesten Musikstilen (für Interessierte: beim Thrash Metal) vegan lebende, Triathlon betreibende Sänger kennenlernen dürfen, deren „gefährliche“ Optik so gar nichts mit ihrem Wesen zu tun hat. Also begraben wir diese Stereotypen.

Was bleibt, ist, dass Fahrer wie Sagan, Oss oder Degenkolb unserem Sport in der Außendarstellung sehr gut tun – und dass sie sicher nicht die Einzigen sind, die sich für das interessieren, was auch all ihre Altersgenossen beschäftigt: ein Leben neben dem Beruf. Wie ihre Welten genau aussehen, erfahren Sie auf den Seiten 20 und 40. Damit wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe von Procycling.

Chris Hauke
Redaktion


Cover Procycling Ausgabe 178

Den vollständingen Artikel finden Sie in Procycling Ausgabe 178.

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